KreyenGrooves – Appmusik in der Grundschule

Jan Blum | 3. Juli 2016

„Die Musik könnte man eigentlich aufnehmen und damit Geld verdienen.“, meint ein Teilnehmer in der ersten Probe. Er und sein Teamkollege experimentieren gerade zum ersten Mal mit der App PlayGround. Dabei ist ihnen wohl Musik passiert.

Die 8 Kinder, die hier jeweils zu zweit vertieft an den Tablets sitzen, sind Schüler*innen des 4. Jahrgangs an der Grundschule Kreyenbrück in Oldenburg. Heute und an den kommenden drei Terminen würde sie für ein angekündigtes Konzert proben.

 

Netzwerkknoten aktivieren

Zur Umsetzung meines App-Projekts im Rahmen des Zertifikatskurses tAPP – Musik mit Apps in der Kulturellen Bildung hatte ich diverse Knoten meines Oldenburger Netzwerks aktiviert, von denen einer sofort positiv resonierte: Vom Edith-Russ-Haus für Medienkunst, für das ich regelmäßig als Kunstpädagoge arbeite, konnte ich mir drei Apple iPads und weitere Audiotechnik leihen; so hatte ich mit meinem eigenen Gerät vier Tablets für zur Verfügung. Die meisten Lehrer*innen, die ich kontaktierte, sagten mir mit Verweis auf das kurze niedersächsische zweite Schulhalbjahr ab. Ein Bekannter, der in der offenen Ganztagsbetreuung der Grundschule Kreyenbrück arbeitet, schlug mir vor, das Projekt dort als Ganztagsangebot durchzuführen. Über ihn bekam ich Kontakt zu Sven, einem Erzieher an der Schule , der selbst Musiker ist und Lust hatte, das Projekt zu begleiten.

Nachdem Ronja, die Leiterin des Ganztagsbereich an der Grundschule begeistert grünes Licht für ein Angebot mit Musik-Apps gegeben hatte und sogar versprach, sich um die Einverständniserklärungen der Eltern bezüglich Foto- und Videoaufnahmen zu kümmern, konnte ich endlich anfangen zu planen. Als Projektzeitraum legten wir den 02.-30. Juni fest. Vier wöchentliche Termine à ca. 80 Minuten sollten jeweils nachmittags in der Schule stattfinden (ein Termin fiel jedoch aus, dazu mehr unter ‚Schwierigkeiten und Herausforderungen‘). Am 30 Juni käme die Gruppe zusammen mit weiteren Kindern ins Edith-Russ-Haus kommen, wo das „Konzert“ stattfinden würde. Den Termin im Edith-Russ-Haus würden wir außerdem mit einem Besuch der derzeitigen Ausstellung ‚Women at Work‘ verbinden.

Ronja und Sven hatten mir zu bedenken gegeben, dass ich mich auf Kinder sehr unterschiedlicher Bildungshintergründe einstellen solle, die zum Teil kein sehr langes Aufmerksamkeitsvermögen hätten. Mit dieser Information im Hinterkopf, beschloss ich, die Proben möglichst frei und experimentell anzulegen und mit Apps zu arbeiten, die die Kinder sich einfach und intuitiv erschließen konnten und außerdem einfach live zu bedienen sind. Zudem wollte ich den Kindern sie einen Eindruck der Bandbreite unterschiedlicher Musik-Apps vermitteln. Da ich das Projekt auch als Einstieg in die Vielfalt der Möglichkeiten des Musizierens mit Apps sah, wollte ich einen Teil der Proben auch dazu nutzen, die Kinder eigene Soundsamples erstellen zu lassen, die sie ebenfalls live einsetzen könnten.

Ich wählte für das Projekt die folgenden Apps aus:

Bebot – ein Musikinstrument mit spielerischer Oberfläche für Kinder
Auxy – ein einfach zu bedienener Loop-Sequenzer
Playground – eine intuitive Live-App für elektronische Musik
iMachine 2 – ein Sampler mit einfacher Loop-Funktion

Meine Planung für die erste Probe sah eine Zweiteilung vor: Jeweils zwei Kinder bildeten ein Team bilden und bekamen zusammen ein Tablet + 2 Kopfhörer. Jedes Team zog eine Karte mit dem Icon einer Musik-App, suchte diese auf dem Tablet und hatte nun 10 Minuten Zeit sich die App eigenständig zu erarbeiten. nach 10 Minuten Dafür ließ ich jedes Team ziehen. Nachdem alle vier Apps präsentiert worden waren, tauschten die Kinder die Karten reihum, so dass jedes Team jede App ausprobiert hatte. Im zweiten Teil sollten alle in iMachine2 ein Set aus eigenen Soundsamples produzieren. Auf den Sets wollte ich in den folgenden Proben weiter aufbauen, indem sie zur Erstellung eines Loops und/oder zur Improvisation weiter genutzt werden konnten.

Ich vertraute darauf, dass es den Kindern leicht fallen würde, sich die Apps zu zweit zu erschließen und selbst zu entscheiden, mit welcher App sie sich beschäftigen möchten. Aufgrund der geringen Größe der Gruppe, würde es hoffentlich möglich sein, zwischen den einzelnen Teams, wenn nötig  zu können. Mit der Ankündigung des Konzerts hatten wir ein Ziel vor Augen, auf das es hin zu arbeiten galt.

 

Komponieren und Improvisieren in Auxy, PlayGround & Co.

Bereits in der ersten Probe wurde deutlich, dass die Apps Auxy und PlayGround bei den Kindern den größten Anklang fanden. An Bebot hingegen verloren sie relativ schnell das Interesse, so dass diese App nicht weiter benutzt wurde.

 

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Finn beim Komponieren mit Auxy

 

In Auxy hatten die Kinder sichtlich Spaß daran, die Instrumentenspuren mit Bausteinen zu bestücken und zu hören, wie das veränderte Pattern klingt. Ich halte die App für sehr geeignet, um die verschiedenen Komponenten eines Songs zu thematisieren. Besonders zu zweit neigten die Kinder, dazu Auxy sehr spielerisch zu verwenden, was dazu führte, dass sie die Finger nicht vom Tablet lassen konnten, ihre Arrangements pausenlos veränderten und während des Abspielens möglichst viele Spuren gleichzeitig ein- und auszuschalten. Mein Ziel war jedoch, dass die Kinder sich darauf einlassen, Entscheidungen für das Hinzufügen/Entfernen und das Aktivieren/Deaktivieren bewusster zu treffen, anstatt sich überwiegend von den visuellen Reizen der App-Oberfläche leiten zu lassen.  Ich ermutigte sie daher, mal zu versuchen, ihre bereits vorhandenen Instrumentenspuren nach einander zu aktivieren (bspw. von links nach rechts oder umgekehrt), bzw. sich ruhig mal Zeit zu lassen. Weiterhin zeigte ich den Kindern, dass sie live auch andere Instrumente einstellen können. So erhoffte ich mir, dass die Kinder Entscheidungen nach und nach mehr über das Gehör treffen würden.

Während der einzelnen Proben erweiterten die Kinder Ihre Arrangements jeweils um weitere Patterns bzw. löschten andere Patterns wieder.

Auch PlayGround erarbeiteten die Kinder sich problemlos. In einigen Teams konkurrierten die Kinder bisweilen beim Spielen, daher demonstrierten Sven und ich der Gruppe, wie eine Aufgabenverteilung beim Musizieren in PlayGround aussehen kann (z.B. eine*r bedient den Rhythmuspart, eine*r die Harmonien. Wir kamen auch ins Gespräch darüber, woraus Musik „besteht“, welche Komponenten es braucht und wie ein Song sich nach und nach aufbauen kann. So tauschten die Kinder sich während der Proben mehr und mehr über Musik aus und in der dritten Probe fragten einige Teams uns explizit, wie wir ihre Melodie oder ihren Rhythmus fänden.

 

Defrim und Jannis jammen gemeinsam in PlayGround

Defrim und Jannis jammen gemeinsam in PlayGround

 

Alle vier Teams wollten sowohl Auxy als auch in PlayGround beim Konzert verwenden. Ich hatte Ihnen zunächst gesagt, dass sie sich für eine App entscheiden sollten, denn mein Ziel war es, dass die Kinder auch eigene Soundsamples beim Auftritt verwenden würden. In der zweiten Probe legte ich daher den Schwerpunkt auf das Sampling in iMachine 2.

 

Klopfen, Pupsen & Miauen – Sampling in iMachine

Bereits in der ersten Probe hatten die Kinder sich mit iMachine 2 beschäftigt und mit einem Preset experimentiert. Ich bat alle Kinder, die App zu öffnen und erklärte Ihnen, wie sie aus Geräuschen und selbst produzierten Klängen Soundsamples herstellen können. Leider waren unsere Bewegungsmöglichkeiten eingeschränkt, da wir keinen Zugang zum Innenhof haben und ein Teil des Schulhofs wegen einer Baustelle abgesperrt war. So beschränkte sich das Sammeln der Sounds auf unseren Raum und den Flur davor. Die Kinder waren beim Aufnehmen sehr engagiert und ergänzten sich dabei gut in ihren Teams. Sven und ich gingen herum, unterstützten und zeigten den Gruppen weitere Funktionen, wie Trimmen und Pitchen.

Nach einer halben Stunde hatten die meisten Teams ein ganzes Set ( bis zu 16 Samples) belegt und präsentierten diese in der Gruppe. Einige Teams hatten sehr unterschiedliche Sounds aufgenommen. Mit fiel aber auch auf das manche Sets etwas einseitig geworden waren, da die Samples zum Teil sehr ähnlich klangen. Das lag wohl daran, dass die Kinder einfach ein Klopf- oder Stimmgeräusch nach dem nächsten aufgenommen hatten, anstatt sich Zeit für die Suche nach unterschiedlichen Klängen zu nehmen. Einige Sounds waren sehr leise aufgenommen, vermutlich, weil das Tablet-Mikrofon mit der Hand verdeckt worden war.

Ich erklärte den Kindern, dass sie die 16 Tasten ausnutzen könnten, um darauf eine Vielfalt an Geräuschen zu speichern, sowohl aus perkussiven Klängen als auch aus ihren Stimmen. Anschließend demonstrierte ich mit dem Tablet eines Teams, wie sie in iMachine mit ihren Samples bereits einen einfachen Rhythmus spielen können.

 

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Leonie bearbeitet ein Sample in iMachine 2

 

Im Laufe der zweiten Probe wollte ich erreichen, dass die Teams aus ihren Soundsamples kurze Loops erstellen würden, um darüber in iMachine improvisieren zu können. Zunächst hatten sie 15 Minuten Zeit, einige Samples nochmal aufzunehmen bzw. ihre Sets zu erweitern. Glücklicherweise starteten sie mit der gleichen Energie wie in der Probe zuvor. Nachdem alle fertig waren, zeigte ich ihnen, wie sie Loops erstellen konnten und gab ihnen dafür 10 Minuten Zeit.

Ich ließ die Teams zunächst selbständig arbeiten und startete nach etwa 5 Minuten einen Rundgang. Die Kinder wirkten eher irritiert von ihren Ergebnissen. Beim Anhören stellte ich fest, dass fast alle Gruppen vergessen hatten, ihre Loops zügig abzuschließen. So waren Sequenzen entstanden, in denen sich am Anfang sehr viele Sounds rhythmisch überlagerten, auf die am Ende eine längere Stille folgte, ehe der Loop von Neuem begann. Ich ermutigte die betreffenden Teams, ihre Loops einfach nochmal aufzunehmen. Während ich herum ging und sie dabei unterstützte, merkte ich, dass das Interesse der Kinder an den selbst produzierten Sounds zu schwinden begann. Einige stritten sich darüber, welche Sounds „gut“ oder „blöd“ waren und wer welche aufgenommen hatte. Andere fragten, ob sie jetzt was mit PlayGround machen dürften. Ich wollte jedoch zumindest erreichen, dass die Kinder sich ihre Sounds gegenseitig vorstellen. Um die Kinder, in Anbetracht des bevorstelhenden Konzerts, schon einmal auf ein Live-Hörerlebnis einzustimmen, schloss ich erstmals alle Tablets  an eine Anlage (Behringer Eurorack UB1002 + YAMAHA Monitorboxen MS101 II) an und bat die Teams ihre Loops einmal nacheinander abzuspielen. Wenn es gut laufen würde, wollte ich den Schritt wagen, die Kinder zusammen über die Anlage „jammen“ zu lassen. Vorsorglich hatte ich einen Hotspot eingerichtet, um die Tablets verlinken zu können.

Beim Abspielen kam es zu technischen Problemen: Bei einigen Teams waren die Samples, die über die Kopfhörer deutlich hörbar waren, über die Anlage kaum mehr zu hören. Für dieses Problem fand ich leider keine hinreichende Lösung, außer alle Klinkenkabel nochmal durchzutesten, um festzustellen, dass es dadurch nicht besser wurde. So kam es zu Verzögerungen. Die Kinder hatten am Ende zwar Spaß an einzelnen Sounds (z.B. Quietschen, Pupsen und Miauen), konnten sich für ihre entstandenen Loops jedoch nicht mehr richtig begeistern. Es hatte ihnen wohl genügt, mit ihren Sets in iMachine herumspielen zu können, aber die Energie, die sie beim Samplen noch gehabt hatten, war verflogen. Ich glaubte nicht mehr daran, dass wir heute mit dem Loops zu einem befriedigenden Ergebnis kommen würden. Kurzerhand beschloss ich, die weitere Arbeit mit den Samples aufzuschieben. Für Rest der Probe ließ ich die Kinder frei mit den Apps ihrer Wahl arbeiten, meistes Auxy oder PlayGround. Ein Team entdeckte die App NodeBeat und vertiefte sich darin.

In der dritte Probe, die anders, als erwartet begann (siehe ‚Schwierigkeiten und Herausforderungen‘) arbeiteten wir nicht mehr in iMachine weiter. Stattdessen sagte ich den Kindern, dass sie sich für das Konzert mindestens 2 Apps auswählen sollten, mit denen sie auftreten. Ein Team beschäftigte sich dennoch weiter mit iMachine und erweiterte sein Sampleset.

Auch wenn die Kinder bei der Arbeit mit iMachine sicher etwas gelernt haben, sowohl aus technischer Sicht (Aufnehmen, Trimmen, Pitchen) als auch aus musikalischer Sicht (rhythmische Strukturen bauen und wahrnehmen), fühlt sich dieser Teil der Projekts im Nachhinein als nicht gelungen bzw. abgeschlossen an. Das führe ich Darauf zurück, dass ich mir keinen wirklichen „Fahrplan“ für die Arbeit mit den Samples gemacht hatte, mir meine Ziele zu diffus formuliert hatte sind und wohl zu sehr darauf vertraut hatte, dass das Interesse am Musizieren mit den eigenen Sounds sich von selbst einstellen würde.

 

Das Konzert im Edith-Russ-Haus

Nachdem die vierte Probe nur etwa 40 Minuten gedauert und mit nur zwei Kindern stattgefunden hatte, war ich etwas aufgeregt vor dem Konzert am 30. Juni. Seit dem letzten Treffen waren zwei Wochen verstrichen, die Kinder hatten bereits Sommerferien und ich wusste von mindestens zwei Teilnehmern, die bereits im Sommerurlaub waren. Ich hatte keine Ahnung, ob die Kinder auf ihren Auftritt eingestimmt waren. Trotzdem freute ich mich, Sven und die Gruppe im Edith-Russ-Haus empfangen zu dürfen und setzte darauf, dass der Ortswechsel der Motivation der Kinder und damit dem Projektabschluss hoffentlich ganz gut tun würde. Das Konzert sollte im Seminarraum des Edith-Russ-Hauses, in dem ich bereits etliche Projekte durchgeführt habe, stattfinden. Dort hatte ich eine Bühnensituation mit einer breiten Tischreihe aufgebaut, darauf die Tablets, die mit der Soundanlage verbunden waren. Der Soundcheck war erfolgreich gewesen und ich konnte die Lautstärke jedes Geräts am Mischpult regeln. Eine Videokamera und ein Tonaufnahmegerät standen bereit. So stand ich um 14h vorfreudig und gespannt vor dem Edith-Russ-Haus.

Um 14.15 kamen Sven und eine Kollegin mit insgesamt 9 Kindern von denen allerdings nur 4 an dem Projekt teilgenommen hatten. Die App-Kinder freuten sich, mich zu sehen und fragten sofort, wie viele Leute zum Konzert kämen. Als ich ihnen sagte, dass alle meine Kolleg*innen schon im Urlaub seien und wir unter uns sein würden, waren sie offensichtlich erleichtert.

Es würden nur zwei Teams auftreten, die anderen Kinder, die Erzieher*innen und ich waren das Publikum. Die Kinder, die auftraten nahmen, bei ihren Tablets Platz. Sie waren nicht sonderlich aufgeregt; Vahel und Darwan starteten sofort ihr Arrangement in Auxy. Daraufhin wiesen Sven und ich sie direkt darauf hin, dass wir bei unserem Auftritt doch professionell auftreten wollten und dass dazu auch gehört, sein Stück nicht schon vor, sondern erst bei dem Konzert zu starten. Daraufhin kehrte bei den Kindern, die jetzt eine professionellere Haltung einnahmen, ein Hauch von Ernsthaftigkeit ein. Nachdem ich das Publikum begrüßt und die jungen Musiker*innen vorgestellt hatte, ging es los. Die Teams wechselten sich ab und spielten jeweils drei Stücke vor: Vahel und Darwan begannen mit einem Arrangement in Auxy und spielten anschließend noch zwei Stücke in PlayGround vor. Leonie und Hamshau verwendeten Auxy und PlayGround und überraschten uns am Ende noch mit einer Improvisation in der App NodeBeat.

 

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Ich finde es schwer zu sagen, ob das Konzert für diese vier Kinder tatsächlich das Highlight des Projekts war oder ob es generell eher das wöchentliche Spielen an den Tablets war. Ich glaube, der Auftritt war trotz des ihnen vertrauten Publikums eine besondere Erfahrung. Nach jedem der 30-sekündigen bis zweiminütigen Stücke genossen sie den lauten Applaus und auch den Sound ihrer selbst produzierten Musik aus den großen Boxen, zu denen sie sich mehrmals mit leuchtenden Augen umdrehten. Im Anschluss an den Auftritt hatte ich eigentlich geplant, mit der Gruppe direkt in die Ausstellung zu gehen. Da ich aber die Neugier der anderen fünf Kinder an den Tablets wahrnahm, holte ich sie nach vorne und bat die beiden Teams, ihnen einmal die Apps, die sie verwendet hatten, zu zeigen. Sofort bildeten sich kleine Grüppchen um die Musiker*innen, die nun zu Expert*innen wurden und den anderen „ihre“ Apps erklärten. In diesem Rahmen führten sie den anderen auch wieder ihre Samples aus iMachine vor. Nach 10 Minuten Zeit mussten die Kinder sich schließlich von „ihren“ Tablets verabschieden, ehe wir uns gemeinsam die Ausstellung Women at Work anschauten:

 

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Während des Konzerts und der Ausstellungsbegehung hatte ich Videoaufnahmen gemacht. Aus diesen wird noch ein kleines Video mit unterlegten Musikstücken der Kinder entstehen, das evtl. auf der Schulhomepage präsentiert werden kann.

 

Schwierigkeiten und Herausforderungen

Technische Probleme hielten sich während des Projekts insgesamt in Grenzen. Alle Tablets und Kopfhörer hielten bis zum Ende durch. Die größten Probleme entstanden ausgerechnet beim Versuch, alle Tablets im Klassenraum über ein kleines Mischpult und zwei Aktivboxen hörbar zu machen. Obwohl ich die Technik im Vorfeld mit den Tablets getestet hatte, weiß ich bis jetzt nicht genau, woran es lag, dass die Aufnahmen, die über die Kopfhörer in „normaler“ Lautstärke erklangen, auf der Anlage kaum mehr hörbar waren (am Mischpult, an den Boxen, an den Kabeln, womöglich an einer Mischung aus allem…). Die Zeitverzögerung, die dadurch entstand, war ärgerlich und der schlechte Sound für die betroffenen Teams frustrierend.

Zu allen Kindern hatte ich schnell einen guten Draht, dennoch war es oft schwierig, mir allgemein Gehör in der Gruppe zu verschaffen, bspw. um etwas für alle zu erklären. Hier war es gut, Sven an der Seite zu haben, der regelmäßig für Ruhe sorgte. Meinen Anweisungen beim Umgang mit den Geräten und den Apps folgten die Kinder in der Regel. Beim Samplen mussten wir gelegentlich zwei Jungen ermahnen, die wiederholt diskriminierende Begriffe einsprechen wollten, was einmal dazu führte, dass Sven einen von beiden rausschickte.

Dass Schule eine unkalkulierbare Größe sein kann, hatte ich bereits zuvor in verschiedenen kunstpädagogischen Projekten erfahren dürfen. Auch an der Grundschule Kreyenbrück war ich einige Male mit Unvorgesehenem konfrontiert:

  • In der dritten Probe wurden wir, kurz nachdem ich alles vorbereitet hatte, aus unserem Raum geworfen. Glücklicherweise konnten wir auf einen anderen ausweichen, verloren dabei aber etwa 15 Minuten Zeit.
  • In derselben Probe mussten etwa 7 weitere Kinder aus der Ganztagsbereich zeitweise bei uns im Raum verweilen, da sie betreuungslos waren. Auch wenn Sven sich darum bemühte, dass sie uns nicht störten, war die Atmosphäre sehr unruhig, da sie – verständlicherweise – sehr interessiert an der Arbeit mit den Tablets waren.
  • Die vierte Probe fiel bereits in die Sommerferien, sollte aber dennoch stattfinden, da auch die Nachmittagsbetreuung noch weiter lief. Als ich jedoch ankam, erfuhr ich, dass fast alle Kinder bei einem Sportfest seien und Sven kurzfristig habe mitfahren müssen. Nur zwei Teilnehmer*innen, Darwan und Leonie waren in der Schule geblieben. Ich war kurz davor, wieder zu gehen, entschloss mich dann aber, den beiden Kindern die Möglichkeit zu geben, sich mal alleine auf Musik-Apps konzentrieren zu dürfen. Beide mussten zwar bereits nach 40 Minuten gehen, aber das konzentrierte Arbeiten mit den Apps ohne Teampartner war für beide eine willkommene Abwechslung, wie sie mir am Ende zu verstehen gaben. Darwan erweiterte sein Arrangement in Auxy, Leonie erstellte Sprachsamples in iMachine.

 

Fazit

Insgesamt bin ich mit dem Verlauf des Projekts und dem Konzert zufrieden. Auch wenn das Musizieren zunächst sehr spielerisch aufgefasst und gehandhabt wurden, kamen die Kinder schnell zu musikalischen Ergebnissen. Um den nicht abgeschlossenen Sampling-Part mit iMachine zu verwirklichen, hätte es dagegen einer stärkeren Planung bedurft. Mögliche Handlungsalternativen könnten hier sein:

  • kleinschrittigeres Vorgehen bei der Erstellung eines Loops, bspw. zunächst eigene Klangfolgen mit nur wenigen Samples überlegen und sich gegenseitig Vorspielen, bevor man sie einloopt.
  • Vorgabe eines Rhythmus‘ über den nacheinander mit den eigenen Samples gespielt bzw. improvisiert wird.
  • Teams kollaborieren lassen: Die einen spielen ein Pattern in einer selbst gewählten App, die anderen improvisieren mit ihren Samples dazu.
  • mehr Moderation, Einsätze dirigieren (So würde auch eine Form von Auftrittssituation geschaffen, die möglicherweise die Konzentration erhöht.
  • generell stärkere Fokussierung auf das Musizieren mit eigenen Sounds bzw. Integration der Samples in andere Prozesse, anstelle einer Zweiteilung der Projekts.

Im Nachhinein denke ich, dass ein etwas konkreter formuliertes musikalisches Ziel als ein Konzert, bspw. ein gemeinsam komponierter Song, ein multimediales Endprodukt oder ein Thema, das kreative Anlässe schafft, dem Projekt etwas mehr „Drive“ hätte geben könne und den Freiheiten und der Kreativität der Kinder keinen großen Abbruch getan hätte – eine wichtige Erkenntnis, die ich für zukünftige Appmusikprojekte im Bereich kultureller Bildung mitnehme.

 

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