Und wie hört sich dein “Winter” an?

Tom Simonetti | 28. Februar 2017

“Wintermusik” – Musik und Klänge mit APP´s erfinden

. Im Januar 2017 führte ich an der Pestalozzi-Schule in Gersthofen ein kulturelles Bildungs- und Musikprojekt mit iPads durch. Ich wählte das Thema aus,  weil der Winter im Januar für die Schüler lebensnah erfahrbar ist. Die klanglich-musikalische Auseinandersetzung mit dem Winter mittels App´s war spannend für die Schüler und für mich eine weitere interessante Erfahrung als Kursleiter.

kurz vor einer finalen Aufführug.

kurz vor einer finalen Aufführug.

Das Projekt teilte ich entsprechend der Vorgabe in 3 x 90 Minuten ein.

  • Vorstellung / Einführung / Exploration
  • Exploration / Komposition
  • Komposition festigen / Aufnahme

Die Lerngruppe

Eine 3. Klasse mit 26 Schülern zeigte Interesse an dem Angebot.  Das Besondere an dieser Schule ist, dass dort schon seit 2013 mit iPads gearbeitet wird. Dadurch standen mir für das Projekt sogar 26 Geräte zur Verfügung.  Am Ende sollten fünf Winterlieder entstehen.

Ich hatte an dieser Schule  bereits ein Projekt für Mehr Musik zum Thema: „Steve Reich – Minimal Music“ durchgeführt. Bisher haben die LehrerInnen das iPad in diversen Fächern eingesetzt. So konnte ich davon ausgehen, dass die Kinder ein solches Gerät benutzen können. Neben der Vermittlung von Musik-Kenntnissen gibt es nämlich eine Vielzahl von anderen Fähigkeiten, die sich damit bilden lassen.

Ziele

  • Die Schüler erfinden/komponieren fünf “Winter Musik” Stücke  mit iPad App´s.
  • Die Schüler setzen sich mit den Klangfarben und Gefühlen die Musik bewirkt auseinander.
  • Die Schüler lernen 3 iPad Apps kennen.
  • Die Schüler arbeiten in Gruppen an einer Aufgabe.
  • Die Schüler dürfen ihre Werke vorführen.
  • Die Schüler bekommen eine Aufnahme auf CD für die Klasse.

 

Methoden

Mir war wichtig, dass die Kinder ihre eigenen Interpretationen und Klänge erfinden und entdecken können.

Um die Stunden abwechslungsreich zu gestalten wählte ich kurze Lerneinheiten. Zuerst wählte ich als Methode die Einzelarbeit, damit die jeweiligen Musik-Apps selbst erkundet werden konnten. Danach ging es zur “Kompositionsphase” in die Gruppenarbeit über. Um die Aufführungszeiten der selbstkomponierten Stücke planen zu können, benutzte ich einen Timer. Durch die Position des Zeiger wurden einzelne Abschnitte der “Komposition” markiert.

Um den Zeitplan einhalten zu können, sollten die Stücke und Klangcollagen nicht länger als 2 Minuten sein.

Als Methode wählte ich hierbei einen Zeitkreis und ein dafür entwickeltes Arbeitsblatt, um die Stücke zu strukturieren. Dieser Zeitkreis ermöglicht es mit Hilfe eines App-Timers, Zeit leicht zu visualisieren und aufzuteilen. Ich benutzte dafür eine Android- App auf meinem Smartphone (Flips Timer).

Die Kinder können sich ihre Einsätze an ihrem Kreis auf dem Arbeitsblatt einzeichen. Dadurch entstehen Einsätze und musikalisch klanglich abgegrenzte Teile. Ich weiß nicht, ob es solch eine Methode schon gibt. Inspiriert war ich vor einigen Jahren durch die Arbeit bei mehr musik. Ich finde die Zeitkreis-Methode sehr effektiv und intuitiv. Bei “Mehr Musik” hatte inzwischen ich mehrfach damit gearbeitet.

Ein Arbeitsblatt und Flip´s Timer

Ein Arbeitsblatt und Flip´s Timer

Die Phasen

Erste Phase

In der ersten Phase startete ich mit der Vorstellung meiner Person als Musiker. Ein Musikvideo von einer meiner Band´s „Rhytm Police – gotta lotta low“ sorgte für eine aufgelockerte Stimmung im Raum.  

Dann folgte der Einstieg in die Thematik und Aufgabenstellung.

Das Thema Winter inspirierte schon viele Komponisten. Als Beispiel spielte ich den Song “while the cold winter waiting” des Komponisten Trentemøller aus dem Jahr 2016 vor. Um das Hörerlebnis zu intensivieren, sollten die Kinder die Augen schließen und ins “Kopfkino” gehen. Dazu gab es die Höraufgabe, die erlebten Bilder, Stimmungen oder Gefühle später zu benennen und zu sammeln.

Danach stand die Exploration mit den APPs im Vordergrund.  Jeder Schüler hatte seinen eigenen Kopfhörer dabei. Die Kinder sollten dadurch die Möglichkeit bekommen, ihre Kreativität und Kompetenz an den Apps ganz individuell und eigenständig zu erkunden.  Ich erinnerte dennoch immer wieder an die Vorgabe, dass sie eigene Winter Klänge erfinden und beschreiben sollen.

Alle Kinder sind sehr Konzentriert beim Erkunden einer App.

Alle Kinder sind sehr konzentriert beim Erkunden einer App.

Die benutzten APPs: AUXY, Soundprism und der Synthesizer Analog X dienten als Klangerzeuger. Alle APPs sind kostenlos.

  • Bei AUXY wird Patternsequenzing vermittelt.
  • Soundprism bietet eine einfache Art, schöne Harmonien und Melodien anhand von Skalen zu spielen.
  • Bei Analog X hat man einen einfachen Synthesizer zur Verfügung. 

 

Die zweite Phase

Entsprechend der Begriffe, die die Kinder in der letzten Stunde genannt hatten, hatte ich für die zweite Phase fünf Winterfotos zur Inspiration mitgebracht. Es wurden damit fünf Kompositionsgruppen mit 4 – 6 Kinder gebildet.

Jede Gruppe hatte in dieser Phase die Aufgabe, ein Musikstück oder eine Klangkollage, inspiriert durch ihr jeweiliges Winterbild, zu erstellen. Da es für die Gruppen wichtig ist, dass sie in Ruhe zusammen arbeiten können, wurden die Gruppen auf andere Räume im Schulhaus verteilt. Dies wurde eine spannende Phase für die Kinder, da hier wichtige gruppendynamische Prozesse durchlaufen wurden. Wie zum Beispiel: Wer hat welche Rolle in der Kleingruppe, wie finden wir eine gemeinsame Idee, was haben wir für ein gemeinsames von den einzelnen Klängen? Wie kommen wir in der Zeit zu einem Ergebnis?

Wir haben vor der Präsentation diese Dynamik mit den Kindern reflektiert.
Beim Musik komponieren mit Apps in diesem didaktischen Setting entstehen Transferwirkungen, die nicht direkt mit Technikvermittlung und Apps zu tun haben. Wichtige Schlüsselkompetenzen zur Teamfähigkeit werden trainiert. Zum Beispiel: Konzentration, verbale und nonverbale Kommunikation, Reflektion, Problemlösungsstrategien, sein Ego zurückstellen, diplomatisches Handeln, respektvoll miteinander umgehen und Kompromissbereitschaft. Durch diese Erkenntnisse bildeten sich für mich weitere Ziele für zukünftige Konzepte heraus.   

Am Ende wurden alle Skizzen mit viel Begeisterung der Klasse vorgeführt. Die Gruppen waren am Ende der zweiten Doppelstunde stolz auf ihre Ergebnisse. Ich konnte deutlich beobachten wie sie sich mit ihren Stücken und Instrumenten identifizierten. Es war schön zu sehen, was die Kinder für Geräusche und Klänge aus den Apps zu ihren Winterbildern interpretierten.

Die dritte Phase


Vor der ersten Aufführung erklärte ich den technischen Aufbau für die Aufnahme. Danach sollten die Gruppen nacheinander auftreten. Die Vorführungen waren das Finale. Sie haben den Kindern viel Spaß gemacht. Einige haben eifrig mitgeholfen bei Auf- und Abbau (Mischpult anschliessen, Kabel, I-Pads auspacken und wieder einpacken).

Es war auch gut erkennbar, welche App-Experten in den Gruppen waren. Während der Aufführung wurde auch teilweise noch korrigiert. Jede Gruppe hat von den Mitschülern für die gelungene Aufführung einen Applaus bekommen.

Beim Auswerten der Aufnahmen fiel mir auf, dass die Kinder heute während ihrer letzen Übungsphase teilweise ganz neue Stücke zu ihren Bildern komponiert hatten. Warum das so war, konnte ich bisher noch nicht in Erfahrung bringen. Aber ich glaube, dass sie durch den Abstand von einer Woche ihre Kompositionen anders hinterfragt haben. So kenne ich das selbst beim Komponieren von Musik am Computer. Am Ende machten wir eine kurze Feedback und Abschlussrunde.

Fazit

Den Kindern hat es im Ganzen sehr gut gefallen. Manche wollten, dass ich bald wiederkomme. Andere schlugen vor, dass man das doch auch in der Aula für die Schule aufführen hätte können. Es gab auch 2 Kinder die sagten, dass ihnen manche Klänge nicht so gut gefallen hatten.

Als ich fragte, wer Zuhause mal wieder mit einer Musikapp Musik machen möchte, meldeten sich fast alle Kinder. Einige hatten sich sogar zwischenzeitlich auch schon einige der App´s zuhause installiert.

Während des Projektes arbeitete ich mit der Klassenlehrerin zusammen. Ich informierte sie über die geplanten Inhalte und bekam zu jeder gehaltenen Stunde Feedback. Sie hatte auch die Idee die Bilder zu Visualisieren. Auch konnte sie mir bestimmte Vorgänge während der Stunden gut beobachten und wiedergeben. Eine große Erleichterung war vor allem die vorhandene technische Ausstattung der Schule und das Selbstverständnis des Rektors Herr Hierdeis (Bloggt: apps4school) damit im Unterricht umzugehen zu können.

Besondere Herausforderungen während der Projektphase

Ich war bestrebt, dass in jeder Gruppe mindestens ein “Experte” zu jeder App vertreten war, was jedoch nicht ganz aufging. Die Aufteilung in Gruppen stellte eine Herausforderung dar. Einige Schüler reagierten unzufrieden. Das lag daran, dass ich meine Idee der Aufteilung nicht klar kommuniziert hatte. Ich beschloss die Gruppenfindung so zu belassen, um die wichtige Zeit nicht mit Diskussionen zu verbrauchen. Außerdem war ich mir sicher, dass es sich auf den Sound der Gruppen auswirken würde. In Zukunft würde ich abwägen, ob ich die Gruppen evtl. auszähle und meine Vorstellungen klarer kommuniziere.

Während der Pause vor der Aufnahme am letzten Projekttag baute ich ein Mischpult auf und legte die benötigte Technik bereit. Hier stieß ich auf ein unbeachtetes Problem: Die Audio Stecker passten nicht in die iPads. Und zwar wegen der Hülle. Das bedeutete dass wir alle iPads vor der Präsentation auspacken müssen! (Reizwort: Militär Standard Heavy Duty Case Siehe Foto)

SafePort (Militär Standard Heavy Duty Case)

SafePort (Militär Standard Heavy Duty Case)

Ich teilte dies der Lehrerin mit, da dies meinen Zeitplan völlig durcheinander brachte. Ich bekam das Angebot nach der Stunde noch Zeit anzuhängen. Um die iPads hatte ich Bedenken. Es darf nichts bei der Aktion kaputt gehen. Daher entschied ich mich alle selbst auszupacken. Nächstes mal werde ich i-Pad Cases gleich genauer unter die Lupe nehmen.


Soundcloud Link zu allen Stücken:

 

Tom Simonetti ist Schlagzeuger und leidenschaftlicher analog digitaler elektronik Musiker. Um seine langjährige Bühnen Erfahrung als Musiker zu teilen, ist er auch als Dozent tätig.
Zu seinen Auftraggebern gehören Schulen, Offene Hilfen, Theater, oder die Hochschule.


Eine Antwort zu “Und wie hört sich dein “Winter” an?”

  1. […] Einen Einblick in seine Vermittlungsarbeit können Sie hier erhalten: Wie hört sich dein „Winter“ an? […]

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