Workshop: Elektronische Musik machen mit Triqtraq und Ableton Link

Sebastian Schatz | 14. April 2016

In meinem Workshop im Rahmen der zweiten 5-tägigen Phase des Zertifikatskurses tAPP in Wolfenbüttel Mitte April 2016 ging es darum, sich mit der App Triqtraq auseinanderzusetzen. Ziel war es aber nicht nur den Teilnehmenden eine neue App beizubringen, sondern auch ihnen verschiedene Stilmittel elektronischer Musik zu vermitteln und diese mit Triqtraq in Eigenkompositionen umzusetzen.

box1_iPad_black_LINK

Zuerst gab es einen Durchlauf der folgenden Eigenschaften und Funktionen der App:

  • es lassen sich auf vier verschiedenen Kanälen jeweils 8 verschiedene Sounds einspielen; live oder per Step Editor
  • diverse Sound-Parameter, wie etwa Tonhöhe, können in Echtzeit manipuliert werden mit Fadern (Automatisierung)
  • jede Sequenz und Sound Automatisierung kann eine individuelle Länge und Geschwindigkeit haben, in Triqtraq Loop Range und Loop Speed genannt; die Standard-Loop-Range ist 16 Steps.
  • es lassen sich bis zu 16 Pattern kreieren, zwischen denen man in Echtzeit wechseln kann oder die sich als längere Sequenz aneinanderreihen lassen in der Queue
  • in dem Kits-Fenster ist es möglich, komplette Sound-Kits, einzelne Sounds auszutauschen oder live Sounds aufzunehmen mit der Aufnahme Funktion, außerdem lassen sich Sounds über AudioPaste anderer Apps importieren

Als nächstes wurden die Kursteilnehmenden aufgefordert individuell mit Triqtraq Musik zu gestalten.
Da viele Teilnehmenden noch keine Erfahrung hatten mit der Produktion Elektronischer Musik, wurde als Hilfsmittel eine allgemeine Übersicht diverser Musik Stile überreicht, in der verschiedene Aspekte wie Tempo, Rhythmik und Soundwahl pro Stil beschrieben waren.

triqtraq_workshop

Style Sheet

Jede_r Kursteilnehmer_in arbeitete an folgenden Schritten:

1- SOUND AUSWAHL

  • Lade 4 Sample-Kits passend zur gewählten Stilrichtung (KITS-LOAD-KIT)
  • Lade pro Kanal einen Sound aus der Triqtraq Sound Library (KITS-LOAD)
  • Importiere 3 Sounds passend zur Stilrichtung über Audiopaste (KITS-LOAD-USER-AUDIOPASTE)
  • Nehme eigene Geräusche auf mit der Recording Funktion (KITS-REKORD TASTE HALTEN-STORE)

2- PATTERN KREATION

  • Programmiere / Rekorde einen Pattern mit den geladenen Sounds
  • Kopiere (CLONE TO) das Pattern und experimentiere mit den Effekt Reglern
  • Kopiere das Pattern und experimentiere mit verschiednen Loop Range Einstellungen
  • Kreiere verschiedene Pattern und spiele sie in Echtzeit ab, oder arrangiere sie mit der Queue Funktion
  • Speichere die Session (MENU-SAVE SESSION-NAME EINGEBEN)

Neben der unterschiedlichen Reaktion auf die App – von ‘intuitiv bedienbar’, ‘fesselnd’ und ’leicht schnell ein gutes Resultat zu erzeugen’ bis ‘ein Wenig zu komplex für Kinder’ und ‘gewöhnungsbedürftig’, war es interessant, die oft überraschend gut gelungenen musikalischen Resultate zusammen anzuhören. Die Kategorisierung und Beschreibung der diversen Stile hatte vielen dabei geholfen, in kurzer Zeit die diversen Möglichkeiten der App zielstrebig und effektiv auszunutzen.

Übrigens gibt es hier eine Sammlung von Tutorial-Videos zu Triqtraq: http://www.triqtraq.com/videos/

Am Ende wurden in den Auswertungsgesprächen mit einzelnen Teilnehmenden folgende Fragen diskutiert:

  • Wie können einem musikalische oder technische Einschränkungen helfen im kreativen Prozess?
  • Was ist das Verhältnis zwischen Möglichkeiten und Einschränkungen in Triqtraq und warum?
  • Wie könnte eine Triqtraq Version für Kinder funktionieren/ aussehen?

 

WAHLKURS: Musik-Jam mit Ableton Link

Neben meinen Pflichtkursen hatte ich an drei Tagen Wahlkurse angeboten. Ziel war es dort, das Prinzip hinter Ableton Link zu verstehen und gemeinsam eine Performance vorzubereiten.

Ableton_Link

Die Technologie Ableton Link synchronisiert Musikapps und Computer über ein Netzwerk. / Foto: Ableton

Es wurden folgende Punkte besprochen:

Zu Ableton Link:

  • Ableton Link nutzt eine geteilte Timeline, um verschiedenen Geräte und Apps synchron und in Phase miteinander spielen zu lassen.
  • Es gibt bei Link keinen Master oder Slave wie bei Midi.
  • Teilnehmer_innen einer Link Session müssen verbunden sein über das gleiche WLAN Netzwerk.
  • Ein Rechner oder die Software Ableton Live sind nicht erforderlich um Apps zu synchronisieren.
  • Das einschalten von Link erfolgt über ein Submenu in verschiedenen Apps.
  • Jede_r App-Entwickler_in kann selbst bestimmen, wie ihre/ seine App mit der Timeline von Link synchronisiert. In Triqtraq z.B. wird bei Play die nächste Sechzehntelnote ausgerechnet und abgespielt, bei manchen anderen Apps wird auf den nächsten Takt gewartet.
  • Es können mehrere Apps auf demselben Gerät über Link synchronisiert werden, und per Audiobus gestartet werden.

Eine Liste mit kompatiblen Apps gibt es auf der Ableton Website -> www.ableton.com/link

Zum Jammen mit Ableton Link wurde folgende Fragen besprochen:

  • Wie verteilen wir die musikalischen Parts so, dass aus der Jam kein musikalisches Wirrwarr entsteht?
  • Wie wäre es möglich, der Jam eine Struktur zu geben?
  • Wie können ‘Tablet-Musiker_innen’ während einer Performance miteinander kommunizieren?

In den drei Wahlkursen wurden in den folgenden Konstellationen unterschiedliche Ideen ausgeführt:

Link JAM 1:

Jürgen (Chords mit SoundPrism), Christian (Melodien mit Fugue Machine), Tobias (Drum Beats mit Patterning und Moog Filtatron), Sebastian (Realtime Sampling & Vocal Effects mit Triqtraq):
Es wurde abgesprochen um ähnlich wie im Jazz jeder ein ‘Solo’ zu spielen, in denen die anderen Apps sich etwas zurueckhalten, und diese clockwise ablaufen zu lassen. Außerdem wurde global eine Struktur ABCD abgesprochen, die durch gesprochene Cues eingehalten werden sollte. A – Intro, B – ‘Main Theme’, C – ‘Solos’, Outro.

 

Link JAM 2:

Jose (Perkussion mit DrumJam), Piotr (Sampling & Vocal Effects mit Triqtraq), Jan (Basslines mit iKaossilator), Jan (Grooves mit Patterning), Sebastian (Additional Drums & Delays mit Triqtraq):
Abgemacht wurde, die Jam Stueck für Stueck frei auf zu bauen, immer voller werden zu lassen und mittels einer Erhöhung des Tempos zum Klimax zu bringen. Das Ende wurde mit einer Verlangsamung des Tempos eingeleitet werden.

 

Link JAM 3:

Leo (Perkussion mit DrumJam), Michael (Basslines in Triqtraq), Christine (Melodien in Fuge Machine, Jose (Percussion und Deals in Triqtraq), Sebastian (Drums und später auch Basslines in Triqtraq):
Versucht wurde, die Jam durch visuelle Kommunikation ablaufen zu lassen. Es hat die Teilnehmenden damit konfrontiert, wie schwierig es sein kann eine App zu bespielen und dabei auf seine Umgebung zu achten. Die Jam wurde von diversen unerwarteten Ereignissen unterbrochen 🙂

 

Fazit:

Es war interessant zu beobachten, wie unterschiedlich die Teilnehmenden in dem Kurs reagierten. Die Stilvorgaben im Pflichtkurs waren für viele ein zielführendes Hilfsmittel in Triqtraq Musik zu produzieren und Schritt für Schritt die verschiedenen Funktionen der App zu nutzen, andere wiederum wollten lieber auf Entdeckungsreise und ein wenig experimentieren um so per Trial and Error zu einem Resultat zu kommen. Beide Methoden haben zu befriedigenden Resultaten geführt.

Der Ableton Link Wahlkurs hat neben den technischen Erkenntnissen und der Freude die die Jams bereitet haben die Frage aufgeworfen wie man diese als Appmusiker sinnvoll aufbauen könne. Diese Frage hat zu interessanten Anregungen geführt und es hat Spaß gemacht damit in den Jams zu experimentieren.

Sebastian Schatz arbeitet aktuell unter dem Namen Zaplin Music als freischaffender Komponist und Sound Designer in Amsterdam und kreiert Musik und Sounds für Musiktheater, Film, Radio und TV.

Ab 2012 entwickelte Sebastian Schatz außerdem das Konzept und das Interface für die Musikapp Triqtraq, ein Performance-Sequenzer für iPhone und iPad. Triqtraq bietet sowohl Anfängern wie auch erfahrenen Musikern Möglichkeiten, Musik zu gestalten.


3 Antworten zu “Workshop: Elektronische Musik machen mit Triqtraq und Ableton Link”

  1. Auch diese drei Sessions zeigen für mich zwei der (grossen) Herausforderungen des Musizierens mit Apps. Erste Herausforderung: Die Besetzung der Klangfrequenzen der einizelnen Apps. Herkömmliche Instrumente, abgesehen von Synthesizern und ähnlichen Instrumenten, haben entweder ein abgegrenztes Klangspektrum oder haben wir inzwischen gelernt im Zusammenspiel nicht konkurrenzierend einzusetzen (Bsp. Gitarre und Klavier). Mit den meisten Apps, welche nicht ein herkömmliches Instrument imitieren, kann ein beliebig grosser Frequenzbereich abgedeckt werden. Ebenfalls sind viele Presets und die Demo-Projekte darauf ausgerichtet auch alleine möglichst alles abdeckend zu klingen. Somit ist die Gefahr sehr gross in erster Linie mal eher einen “Klangbrei” zu erzeugen. Zweite Herausforderung: Teilnehmende, welche noch wenig oder gar keine App-Erfahrung haben, greifen vielmals immer wieder (nur) auf Apps zurück, die ihren angestammten Instrumenten am nächsten kommen. Was bedeutet, dass das iPad nicht als eigenständiges, neues Instrument wahrgenommen und eingesetzt wird, sondern als Ersatz (den es definitiv nicht bieten kann) eines herkömmlichen Instruments verwendet wird.

  2. Sebastian sagt:

    Kleine Anmerkung: Die Videos wurden spontan mit Laptop-Kamera und -Mikrofon aufgenommen, das kommt dem Klangspektrum natürlich nicht zugute. Die Jams klangen aber ausgeglichener als es die Videos erahnen lassen. Ein Mischpult mit Equalizer pro Kanal könnte hier noch weiterhelfen.

  3. […] probierten wir dazu ansatzweise die App „TriqTraq“ (siehe Workshop) als Drum-Section aus sowie die Bass-Gitarre der Android-App „WalkBand“. Es dauerte einige […]

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