Hausmusik zu Weihnachten auf iPads

R | 23. Dezember 2015

Das Musizieren zu Weihnachten mit Tablets und Smartphones ist keine Selbstverständlichkeit. Obwohl viele Leute in Deutschland solche Minicomputer in ihrer Tasche herumtragen, werden sie selten zum Musikmachen verwendet. Mit Hilfe von Musikapps können sie zu Instrumenten werden.

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Im Advent musizierten wir in einer kleinen Gruppe mit Musikapps. Das hat Spaß gemacht und wir spielten schon beim 3. Treffen ein kleines Wohnzimmerkonzert. / Foto: Schnappschuss

In diesem Workshop werden Sinn und Zweck für mögliche Anwendungen von Musikapps erforscht. Um aussagekräftige Ergebnisse zu erhalten, sollen die Teilnehmer möglichst unterschiedliche Hintergründe aufweisen in Bezug auf Alter, Erfahrungen mit Apps und musikalischer Vorbildung.

Aus aktuellem Anlass werden Weihnachtslieder als musikalisches Thema gewählt. Mit Blick auf das Weitergeben eines kulturellen Erbes sollen Versionen einstudiert werden, die alle teilnehmenden Altersgruppen gerne spielen.

Zeitlicher Rahmen:

3 Workshoptermine, davon zwei experimentelle Proben á 2-3 Stunden und eine Aufführung in kleinem Kreis.

Verwendete Geräte:

iPads (verschiedene Generationen), iPod (alte Generation), Keyboardtastatur von iRig
Verwendete Apps: Sampletank, Garage Band, Thumbjam und Launchpad.

TeilnehmerInnen: 2 erfahrene Pädagoginnen mit musiktheoretischem Hintergrundwissen und musikalischer Praxiserfahrung, 1 Teilnehmer ohne formale Musikbildung, jedoch mit Praxiserfahrung im Singen und Musizieren; 1 Teilnehmer ist erst ab Workshoptag 2 dabei.
Der Workshop findet in den Räumen eines Teilnehmers statt, der auch Computerboxen zum Abspielen eines iPads bereitstellt.

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Workshoptag 1:

iPads, iPod und Tastatur liegen auf dem Tisch.
Während eine Teilnehmerin auf klare Ansagen wartet, probieren die anderen schon Apps aus: „Electric Bass, das klingt doch gut!“ (80-jähriger Teilnehmer zu Sampletank).

Die Gruppe ist mit dem vorgeschlagenen Weihnachtslied „Oh, du fröhliche“ einverstanden. Die Instrumente werden verteilt und aufgrund der musikalischen Vorbildung und intuitiver Herangehensweise kann gleich losgelegt werden: Die Melodie erklingt aus Thumbjam im Trompetensound. Keyboard wird mit Sampletank, iPod und Tastatur gespielt. Auf einem zweiten iPad wird mit unterschiedlichen vorgefertigten Akkordvorlagen experimentiert.

Welche Erfahrungen machen die Teilnehmer mit den Apps?

„Da fehlen die passenden Akkorde! Sowas nervt. Damit können wir unser Lied nicht spielen!“ (Kommentar der Pädagogin zu den angebotenen Akkordbausteinen bei Garageband).

Das Weihnachtslied „Oh, du fröhliche“ erweist sich harmonisch somit als nicht kompatibel mit den vorgefertigten Bausteinen in Garage Band. Nach einigem Herumprobieren wird ein Liederbuch zu Hilfe genommen. Es wird darauf verzichtet, das Lied harmonisch zu vereinfachen oder kompositorisch an die Akkordbausteine anzupassen; eine Teilnehmerin spielt es mit Keyboardtastatur originalgetreu nach. Statt Akkordbausteinen wird nun innerhalb von Garage Band auf Schlagzeug gewechselt. Jetzt beginnt das konkrete Üben am Lied.

Wie kommunizieren die frischgebackene Appmusiker miteinander?

„Beim zweiten Vers gehen wir eine Etage höher!“ „Jetzt eine runter!“ So klingt Harmonielehre in spontaner Appsprache: Aus Oktaven werden Etagen.

Bei Unklarheiten in der Bedienung der Apps helfen sich die Teilnehmer gegenseitig. Besonders die mitgebrachten Kopfhörer erweisen sich als nützlich: So kann jeder Teilnehmer seinen Teil eigenständig üben, ohne die anderen zu stören. Bevor die Trompetenmelodie als „Oh, du fröhliche“ erkennbar ist, braucht sie einiges an Fingerübung am iPad.

Die Teilnehmer finden immer mehr Gefallen am Spielen und üben das Zusammenspiel. Mit dem Smartphone wird die Session schließlich aufgenommen. „Fuuuuuurchtbar! Das klingt ja furchtbar!“ Jedem Verspieler wird nachdrücklich Ausdruck verliehen. Nach einigen Anläufen klappt es dann musikalisch immer besser. Das Abspielen und kurze Analysieren motiviert zusätzlich, bei der nächsten Aufnahme alles zu geben.

Wie haben die Teilnehmer das Musizieren erlebt?

Nach einer gelungenen Aufnahme melden sich die glücklichen Teilnehmer zu Wort:
„Es hat total viel Spaß gemacht! Vor allem, weil wir zusammen Musik gemacht haben!“
„Der Trompetensound ist super! Ok…erst hört es sich ein bisschen billig an!“ (Das erfahrene Gehör des 80-jährigen Teilnehmers lässt sich nicht täuschen).

„Der Anschlag ist nicht ganz perfekt! Es ist schwer, groovig zu spielen!“ (Pädagogin zu Garage Band).
„Der runde Tisch ist super zum Spielen. Da hat man ein Gemeinschaftsgefühl!“

Nach Ende des Workshops werden die Möglichkeiten weiterer Apps demonstriert. Die Teilnehmer zeigen sich ganz begeistert von Launchpad: Hier können elektronische Grooves, harmonische und melodische Soundschnipsel, die perfekt aufeinander abgestimmt sind, intuitiv bedient werden.

„Das Beste hast du uns ja vorenthalten!“ Beide Pädagoginnen sind Feuer und Flamme für die Beats von Launchpad. Daraufhin entsteht die Idee, beim nächsten Workshoptag mit Beats zu experimentieren.

 

Workshoptag 2:

Heute stößt der 9-jährige Teilnehmer zur Gruppe dazu. Gleich beginnt er mit dem mitgebrachten iPad und seinem frisch installierten Garage Band mit dem E-Gitarrensound zu experimentieren. Dieses Mal soll mit harmonischen Bausteinen experimentiert werden. Daher wird sich für das Weihnachtslied „Joy to the World“ entschieden. Es basiert auf 3 Akkorden, die verschiedene harmonische Interpretationen zulassen. Anfangs üben alle zusammen die Melodie mit Garage Band und Thumbjam. Die nicht ganz einfache melodische Folge fordern den 9-jährigen Teilnehmer heraus. Da er das Lied nicht kennt, wird es mehrfach gesungen, um sich die Melodie besser einprägen zu können.

„Puh, das ist nicht einfach!“
„Können wir eine Pause machen?“

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Nach der Melodieprobephase wird eine kurze Pause mit pädagogisch fragwürdiger Zuckerzufuhr in Form eines Schokoladennikolauses eingelegt. „Wann geht es weiter?“ fragt der 9-jährige Teilnehmer nach 5 Minuten. Die kurzzeitige Überforderung aufgrund neuer Information ist schon vergessen. Zuvor haben 2 Teilnehmerinnen selbstständig mit anderen Apps und deren Songbausteinen experimentiert. Neben Launchpad als erweiterbarer Beatgrundlage kommt Garage Band mit Streicherparts zum Einsatz. Statt der Melodie an der E-Gitarre nutzt der 9-jährige nun die angebotenen Akkordbausteine. 3 Akkorde zu „greifen“ klappt nach einiger Übung schon gut. Jetzt wird richtig geprobt. Ablauf, Einsätze und Arrangement werden ausprobiert. Die Pädagogin, die alle Schwächen der Apps sofort analysiert und zum Teil unterfordert ist, übernimmt das Geben der Einsätze, was den anderen Teilnehmern hilft, sich in der Liedstruktur zurechtzufinden. Als kleiner Gag wird mit der Sample-Funktion in Garage Band noch der Titel „Joy to the World“ eingesprochen und am Ende des Liedes verfremdet abgespielt.

Das Ergebnis wird in 3 Aufnahmen mit dem Smartphone festgehalten.

Wie denken die Teilnehmer nach dem zweiten Workshoptag über das Musizieren mit Apps?

„Alles hat Spaß gemacht!“ (9-jähriger Teilnehmer)
„Am Anfang war es ein bisschen laut, als alle durcheinander gespielt haben!“
„Die Melodie war nicht so einfach, weil ich das Lied nicht kannte!“

„Ich experimentiere gerne, vor allem mit den coolen Sounds!“ (Pädagogin, die nach dem ersten Tag Keyboardspielen am zweiten Tag auf Launchpad gewechselt hat)

„Das eigenständige Üben mit Kopfhörern finde ich gut!“
„Bei Verspielern locker zu bleiben und wieder in das Lied zu finden, fand ich eine gute Herausforderung!“ (80-jähriger Teilnehmer).

Fazit: Das Musizieren mit Tablets hat den 3 im Workshop vertretenen Generationen so viel Spass gemacht, dass sie das Ergebnis auf jeden Fall an Weihnachten im Wohnzimmer präsentieren möchten. Die Sinnfrage wurde nicht gestellt: Warum musizieren wir mit kleinen, „billig klingenden“ Geräten, wenn ein Klavier 2 Meter entfernt steht und eine Trommel an der Wand hängt? Fröhlich wurde auf einer Minitastatur Keyboard gespielt, mit Trompetensounds experimentiert und auf der iPad-Glasoberfläche getrommelt.

„Das stellen wir auf Facebook!“ (Pädagoginnen im Einsatz).

„Echt?“ (9-jähriger Teilnehmer)

Jetzt steht nur noch der große Auftritt am Weihnachtsabend im Wohnzimmer bevor!

Ob sich die beschenkte Popmusikgemeinde über die musikalische Zugabe der Kollegen aus der Antike und der Neuzeit wohl freut?


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