Musikapps in der Sprachförderung

christian | 8. März 2017

Seit einem dreiviertel Jahr arbeiten wir von der Edusation gGmbH im Rahmen der vorschulischen Sprachförderung täglich mit geflüchteten Kindern. Neben vielen anderen kunstpädagogischen Methoden kommt dort regelmäßig der Tabletcomputer zum Einsatz. Ein Schwerpunkt der Arbeit mit digitalen Geräten ist die Arbeit mit Musikapps.

Im Folgenden wollen wir kurz beschrieben werden, wie wir Apps nutzen, um damit das Lernen in verschiedenen Angeboten zu unterstützen.

Aufmerksamkeit erzeugen

„Überraschung findet statt, da wo man’s nicht erwartet hat.“(Volksgut)

Immer dann, wenn unser Gehirn mit einem nicht erwarteten Ereignis konfrontiert wird, beginnt es, seine üblichen alltäglichen Verrichtungen zu unterbrechen und sich für Neues zu öffnen. Normalerweise muss das Gehirn unglaublich viel antizipieren und ist vollauf damit beschäftigt, den normalen Alltag zu bewältigen. Aber dann geschieht etwas Überraschendes, etwas nicht Alltägliches, etwas was man so nicht erwartet hat. Dieses Erlebnis bringt uns dann oft zum Lachen und signalisiert unserem Gehirn: „Hallo, da kommt etwas Neues. Jetzt könnte es interessant werden.“

Foto: Patricia Schichl

Musikapps können genau dies leisten. Sie sind „magic“. Sie überraschen nicht nur die Kinder, sondern auch uns Erwachsene, die mit den Kindern arbeiten. Es ist doch erstaunlich, wenn die Stimme, in ein Mikrophon gesprochen, sich plötzlich in eine Roboterstimme verwandelt oder Visualisierungen zum Flackern bringt. Das digitale Werkzeug iPad ist für Kinder eine faszinierende Wundermaschine. Und so kann dieses Werkzeug zu einem pädagogischen Instrument werden, indem wir den ersten wichtigen Schritt des Lernens einleiten und Aufmerksamkeit für unsere Lerninhalte erzeugen.

 

Dies funktioniert im Bereich Sprachförderung in Verbindung mit Musikapps besonders gut. Denn hier kann das gesprochene Wort auf solch interessante Weise verändert werden, dass die Vokabeln zu einem Wortschatz im wahrsten Sinne des Wortes werden. Einzelne Worte können mit Bedeutung und Erleben aufgeladen werden. Sie können klanglich verändert und bearbeitet werden, so dass sie zu einer überraschenden neuen Wahrnehmung führen, die auf eine intensive Art und Weise memoriert wird. Mit der App „Borderland“ können beispielsweise eingesprochene Worte auf dem Tablet wie rohe Eier balanciert werden und so zu Gehör gebracht werden.

Apps: Borderland, Voicesynth

Verständnis schaffen

Foto: Edusation gGmbH

Um Sprache zu verstehen, brauchen wir lebendige Zusammenhänge. Kinder erarbeiten sich von jeher ihr Weltverständnis, indem sie die Welt im Miniaturmaßstab nach- und durchspielen. Sie lieben Rollenspiele und probieren mit ihnen Welt aus. Theatrale Elemente bereichern deshalb unser pädagogisches Handeln und sind für die Sprachförderung besonders wichtig.

Mit Musikapps kann die Sprach-Welt besonders gut auf klanglicher Ebene abgebildet werden. Sie bereichern das Rollenspiel. Geschichten, wie ein Besuch im Zoo, können so mit Geräuschen noch lebendiger werden. Das Besondere an der Arbeit mit Musikapps ist dabei, dass diese Geräusche nicht nur abgerufen, sondern selbst erzeugt werden können. So entsteht genau das, was Kinder am Rollenspiel so begeistert: sie erleben ihre Selbstwirksamkeit und können Wirklichkeit mit ihrer eigenen Erzählung gestalten. Kinder eignen sich mit ihrer ganz eigenen, künstlerischen Umsetzung in Bild und Ton die Welt an.

Mit den digitalen Möglichkeiten und der hohen Mobilität der Geräte können Kinder Sprachförderung völlig neu erleben. Die Geräte dienen dabei als Verstärker unserer eigenen Sinne. Eine Busfahrt wird zum nachhaltigen Erlebnis, weil das Zischen der Bustüren, das Quietschen der Bremsen und rüttelnde Fahrgeräusch festgehalten und wieder abgerufen werden können. Im Nu ist ein Soundmemory entstanden, und der korrespondierende Wortschatz wird mit konkreten Erlebnissen verbunden.

Apps: Keezy, Wassertröpfchen

Üben und Motivieren

Foto: Patricia Schichl

Üben ist mühsam, keine Frage. So lange wir uns dessen noch nicht bewusst sind, ist es noch selbstverständlich. Wenn wir das Laufen erlernen, fallen wir hin, stehen wieder auf und probieren es immer und immer wieder. Wir wollen es, ganz einfach. Später, wenn wir die Sprache erlernen, wird es da schon nicht mehr so selbstverständlich mit dem Üben, gerade wenn es auch um das Erlernen einer Zweitsprache geht. Da Kinder im Vorschulalter noch keine Fernziele bewusst verfolgen („Ich will mal gut Deutsch sprechen können, damit ich später studieren kann“), kommt die Motivation mit ins Spiel. Wir müssen Kinder dann in erster Linie zum Lernen der Sprache motivieren.

Beim Erlernen einer Zweitsprache gibt es eine Menge zu üben. Vor allem die Artikulation ist eine große Herausforderung. Insgesamt müssen die Muskeln des Sprachapparats, allen voran die Zunge trainiert werden. Worte müssen immer und immer wieder ausgesprochen werden, bevor sie sich in den aktiven Wortschatz eingliedern. Mit Kindern im Vorschulalter kann man keine „Vokabeln pauken“. So etwas wie Selbstdisziplinierung oder eine Systematisierung des Spracherwerbs aus eigener Motivation gibt es noch nicht. Aber es gibt attraktive pädagogische Methoden, die das Lernen von Sprache verstetigen können.

Musikapps können beim Einüben von Sprache sehr hilfreich sein. So bietet das direkte Wiedergeben einer Sprachaufnahme den Kindern sofort ein Feedback bezüglich ihrer Aussprache und Artikulation. Das motiviert dazu, es gleich nochmal zu versuchen.

Ist die Aufnahme erst mal im Kasten, können wir schnell Musik daraus zaubern. Worte werden rhythmisiert und in einem einfachen Song wiederholt. Diesen kann man mitsingen und mittanzen. Dabei ist das schnell hörbare Ergebnis, das die Kinder aktiv gestaltet haben, ein spürbarer Erfolg, der zu weiterem Üben anregt. Mit chorischem Sprechen und gemeinsamem Gesang entstehen sogar ganze Erfolgserlebnisse in der Gruppe, also echte Gruppenerlebnisse.

Apps: iMaschine

Sprechen und Bewegen

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Foto: Edusation gGmbH

Erlernen der Sprache funktioniert am besten als ganzheitliches Erlebnis. Die Anbindung an Emotion, Interaktion und Körper ist unabdingbar. Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass das Memorieren, das Abspeichern von Vokabeln am besten in Verbindung mit Bewegungen funktioniert. In Untersuchungen zur Merkfähigkeit beim Spracherwerb hat man festgestellt, dass dabei die Bewegungen noch nicht mal einen symbolischen Bezug zu Worten benötigen. Wichtig ist es, eine immer gleiche Bewegung mit einem Begriff zu verknüpfen. Für Kinder ist diese Verknüpfung noch wichtiger, da sie nicht über die Möglichkeiten der Schriftsprache als Erinnerungshilfe verfügen.

Wie schon im vorhergehenden Abschnitt dargestellt, produzieren wir mit Hilfe der Apps aus Worten im Handumdrehen Musik. Diese Musik kann selbstverständlich als Grundlage für Tänze dienen, die Sprache in Bewegung umsetzen. Darüber hinaus dienen diese Tänze zur Illustration der Texte und tragen so zu besserem Sprachverständnis bei.

So entsteht bei der Arbeit mit Musikapps ein Zusammenklang aus Sprachverständnis und aktiver körperlicher Umsetzung. Sie bieten die Möglichkeit, aktiv zu gestalten, und sie motivieren zu intensivem Zuhören. Und zu guter Letzt entstehen attraktive künstlerische Ergebnisse, mit denen auch die Eltern erreicht werden können. Über die Verbreitung der Soundfiles im Web können sie direkt an den Entwicklungen ihrer Kinder teilnehmen, und Sprach- Förderung kann so zum Familiengespräch werden. Gerade bei geflüchteten Kindern ist dieser Eltern-Kind-Prozess wichtig. Die Kinder tragen ihre neuen kommunikativen Fähigkeiten in die Familien und ermutigen damit auch die Erwachsenen, am Lernprozess ihrer Kinder und ihren Erfolgen zu partizipieren.

Apps: Soundcloud, Figure


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