Notenapps – Noten besser nutzen mit Musikapps
Noten lesen lernen kann leichter sein, als man denkt. Und auch das Organisieren der eigenen Noten muss nicht zum Problem werden. Hilfe erhält man durch zahlreiche Apps, die den Umgang mit Noten leicht und effektiv gestalten. An der Amerika Gedenkbibliothek in Berlin finden seit einiger Zeit verschiedene Workshops für die Bibliotheksnutzer_innen statt, die in Kooperation mit der Forschungsstelle Appmusik (UdK Berlin) entstehen. Im November habe ich in diesem Rahmen zwei Workshops zum Thema Apps und deren Umgang mit Noten angeboten.
Für diesen Workshop hatte ich eine Auswahl an Apps mitgebracht, die sich grob in die folgenden drei Kategorien einordnen lassen können: Noten lernen, Noten organisieren und Notensatz. Für die 90 minütigen Workshops hatte ich aus jeder Kategorie ein bis zwei unterschiedliche Apps mitgebracht und mehrschrittige Aufgabenstellungen dazu vorbereitet, die die Teilnehmenden in einer Arbeitsphase bearbeiten konnten, um so einen Überblick über die Bedienung der Apps zu bekommen.
Hobbymusiker und Profis
Die Teilnehmenden hatten verschiedene Hintergründe: Musiklaien, Hobbymusiker, Tonmeister, Renter und Instrumentalisten etc. Nach einer persönlichen Vorstellungsrunde der Anwesenden zeigte ich den Teilnehmenden in einem kurzen Überblick die zentralen Apps des Workshops und stellte jeweils die wichtigsten Eigenschaften vor. Dadurch konnten die Teilnehmenden einen ersten Eindruck gewinnen, um im nächsten Schritt ihre Wahl für eine App zu treffen, womit sie sich im Workshop befassen wollen.
In einer explorativen Phase konnten die Teilnehmenden Aufgabenstellungen bearbeiten. Ich hatte für insgesamt 6 Apps kleine Aufgabenzettel erstellt. Anhand der Aufgaben konnten die Teilnehmenden die Apps und ihre Funktionalitäten kennenlernen und gleichzeitig erste Schritte in der Nutzung lernen.
Während einige Teilnehmende sich nur für das Noten lernen mit der App Note Trainer interessierten, entschieden sich Notationsinteressierte für die App Symphony Pro und Teilnehmende aus dem Jazz/Rock/Pop Bereich für die App iReal Pro. Ein Übersichtsblatt mit den App-Empfehlungen findet ihr weiter unten.
Ein Teilnehmender wollte unbedingt Noten auf den Hilfslinien sowie Bassnoten besser lesen können, eine Teilnehmende wollte Musik komponieren und notieren, während ein anderer Teilnehmende ein Playalong für seine Gitarrensoli erstellen wollte. Jeder Teilnehmende hatte somit unterschiedliche und individuelle Erwartungen und Ziele an den Workshop, die auf diese Weise erfüllt werden konnten.
Hier findet ihr eine Übersicht an Musikapps zum Thema:
Jeder hat individuelle Ziele
Etwa die Hälfte der Workshopteilnehmenden nutzten die Gelegenheit, um Apps kennenzulernen, mit denen sie ihr Notenlesen verbessern konnten. Daneben gab es auch Teilnehmende, die mit sehr konkreten Vorstellungen und Fragen zum Einsatz von Notationsapps erschienen. In den meisten Fällen wählten die Teilnehmenden die Apps iReal Pro und Symphony Pro. Beide Apps bieten eine große Anzahl an unterschiedlichen Funktionen an, sodass die individuellen Ziele und Erwartungen meistens erfüllt werden können. Im Folgenden will ich diese Workshopteilnehmer anhand von zwei Fallbeispielen diese näher charakterisieren.
Ein Profimusiker wollte endlich von Bleistift und Notenpapier auf die digitale Möglichkeit des Komponierens umsteigen und erarbeitete sich Stück für Stück die Funktionen der App Symphony Pro. Bevor er anfing zu komponieren, wollte er unbedingt die Form des Leadsheets vollständig haben. Dazu wählte er von vornherein seine gewünschte Stimmenanzahl, wählte die Tonart aus, benannte die Stimmen, den Titel und den Komponisten. Er wählte sich durch die Menüpunkte und erkundetet die App bis ins kleinste Detail, weil er sich zum Ziel gesetzt hatte am Ende des Workshops diese eine App zu beherrschen.
Ein anderer Teilnehmer ging mit sehr klaren Erwartungen in den Workshop, wollte die von mir gegebenen Aufgabenstellungen aber korrekt ausführen. Er arbeitete mit der App iReal Pro und setzte sich zur Aufgabe die Aufgabenstellungen nicht nur formal einwandfrei zu lösen, sondern achtete gleichzeitig auch sehr genau auf die akustischen Einstellungen, die er auswählte. Durch das kritische Hinterfragen der Funktionen für die Leadsheet-Erstellung verbesserte sich seine Orientierung in den vielen Einstellungsmöglichkeiten minütlich, sodass er schließlich anderen Teilnehmenden helfen konnte, wenn es um das Einsetzen von Taktstrichen und Akkordzeichen in das Leadsheet ging. Sobald er mit der formellen Erstellung des Leadsheets fertig war, widmetet er sich dem Musikstil und somit dem auditiven Aspekt. Für sein viertaktiges Schema durchsuchte er die Datenbank der App so lange bis er eine geeignete Begleitung für seine Komposition fand, die seinen Vorstellungen entsprach. Er schien glücklich zu sein mit seinem Ergebnis.
Fazit
An diesen beiden Beispielen konnte ich erleben, wie die Teilnehmenden sich mit sehr konkreten Vorstellungen für den Workshop entschieden haben. Es ging ihnen weniger darum die App zu erkunden und davon die Möglichkeiten zur Erstellung von Kompositionen abzuleiten, sondern vielmehr darum zu testen, ob die jeweilige App ihre konkreten Fragen und Anforderungen erfüllt und umsetzen kann. Die Apps wurden somit nicht zum Selbstzweck eingesetzt, sondern waren ein neues Medium in einem individuellen Lernprozess, der sich dadurch veränderte.
Dagegen beobachte ich bei Teilnehmern mit weniger musikpraktischen Erfahrungen (Hobbymusiker) andere Herangehensweisen. Bei ihnen halfen die Apps spontane Ideen direkt umzusetzen, die sie ohne dieses Medium vermutlich gar nicht oder nur aufwändig realisieren hätten können. Sie erfreuten sich an ihren Lernfortschritten (Notenlesen) und künstlerischen Ergebnsisen (selbst komponierte Liedbegleitungen). Die Apps wurden somit zu einem Hilfsmittel für den Musiker in einem individuellen Lernprozess.
[…] TiPP: Übrigens findet ihr weiteres Workshopmaterial aus unserer Angebotsreihe zum Thema „Notenapps – Noten besser nutzen mit Musikapps“ von Jonathan Kühnl in einem eigenen Beitrag hier… […]