SampleMonster – geschmeidig groovend oder böse grunzend?

Deniz Dilek | 3. Juli 2016

Geschmeidig groovende oder böse grunzende Samplemonster, eine Samplecollage erstellt von Viertklässlern an drei Tagen?

 

Sample Monster

 

Überlegungen und Projekt-Thema:

Meiner Überlegung nach gibt es drei entscheidende Qualitäten, die für neue digitale Instrumente (und somit das iPad als Musikinstrument) spezifisch sind:

  1. Elektronische und elektroakustische Klänge, d.h. Apps, mit denen Klänge und Sounddesigns generiert und komponiert werden können, die klangästhetisch mit z.B. akustischen Instrumenten (Geige/ Klavier etc.) nicht (re-)produzierbar sind.
  2. Midi-Controlling, also z.B. Gesten-Controller für Syntheziser und Sampler
  3. Vereinfachter Zugang zum Musizieren und Komponieren mit Skalen und Akkorden durch entsprechende Apps ( z.B. Chordion,, ChordPolyPad etc.)

Das iPad unterscheidet sich hierbei durch seine Multitouch-Möglichkeiten in seinen spezifischen Potentialen nochmals deutlich von Laptops.
Ausgehend von diesen Gedanken, habe ich mir überlegt, wie man Kindern neben dem Fun-Faktor und den niedrigschwelligen Hürden verstärkt die Ideen und Ästhetiken digitalen Musizierens näherbringen kann.

Da ich als Komponist viel mit Sampling arbeite und die Techniken des Samplings in der elektronischen Musik (von der experimentellen Musik über Hiphop bis zu House etc.) elementar und stilprägend sind, fand ich die Idee spannend, alle Teilnehmer aus einem Klang-Pool wählen zu lassen, damit sie dann aus dem gegebenen Material ihre eigenen Stücke  komponieren. Allerdings bekam ich während des ersten Workshop-Tages den Eindruck, dass die Kinder neben mehr Spass auch eine weitere Dimension des elektroakustischen Musizierens sowie eine bessere Einsicht in die Transformationsmöglichkeiten in Sachen Sampling kennenlernen würden, wenn sie vorerst mit eigens aufgenommenen Klängen arbeiten. Deswegen entschloss ich mich letztendlich dafür, dass sie mit selbst aufgenommen Geräuschen ( Stimmklängen und Improvisationen mit mitgebrachten Klangobjekten wie Stiften, Papier, Büchsen, Plastikflaschen etc.) die Ausgangsklänge für ihre Kurzstücke kreieren sollen.
Vorrangiges Ziel des Projekts ist es, den Workshop-Teilnehmern die diversen Möglichkeiten des Samplings sowie das Arrangieren und Collagieren mit Audiofiles näherzubringen und deren musikalischen Möglichkeiten auszuloten.

Da die einzelnen samplefähigen iOS Apps einen oft stark stilistischen Fokus haben, war es mir bei der Auswahl der verschiedenen Apps wichtig, die mögliche Bandbreite von klaren Beatstrukturen favorisierenden bis zu eher performative Klangexplorationen begünstigende Apps mit den Kindern benutzen zu können.

 Die Auswahl der Apps:

1. strom

Beim Strom-Sampler kann man ein bis zu 10 Sekunden langes Audiosample in beliebig grosse Slices teilen und die Slicelängen auch während des Spielens verändern, darüberhinaus sind alle weiteren Funktionen, wie z.B. die Transformation der Tonhöhe und das Rückwärtsabspielen, auf der selben Bedienoberfläche untergebracht, sodass man mit bis zu 10 Fingern gleichzeitig verschiedene Slices antriggern und dabei den Klang jedes Slices unabhängig voneinander verändern kann.

2. iMaschine P1060092
Als klassischer Pad-Sampler geeignet zur Erstellung von Beats und rhythmischen Loopsequenzen.

 

 

3. GarageBand (auf älteren iPads bereits vorinstalliert) gb

Zum Editieren und Arrangieren deraufgenommenen Klänge und Improvisationen und zum Kennenlernen erster Bearbeitungseffekte wie Delay und Hall.

 

 Unterrichtsablauf:

Die Kinder arbeiten in Dreier-Teams.
Zu Beginn findet in jedem Unterrichtsblock eine möglichst knappe Übersicht über die zu benutzende App mit kleinen Praxisbeispielen statt. Im ersten Unterrichtsabschnitt geht es um Klangbilder und performatives Live-Sampling ( app: Strom Sampler).Im zweiten Unterrichtsblock kreieren die Kinder Beats und Loops mit eigens aufgenommen Stimmsamples( app: GarageBand).
Im letzten Block arrangieren die Teilnehmer in ihrer Gruppe den Ablauf ihres SampleMonsters. Dafür benutzen alle Teilnehmer Garageband. Hierbei geht es um das Erfahren und Erstellen von einfachen kompositorischen Basisstrukturen wie z.B. A/B Teile, Loopschichtung, Dynamik mithilfe von Basistechniken wie Zerschneiden der Soundfiles, Umkehren und Belegung einfacher Effekte wie Hall und Delay. Es ist mir dabei ein Anliegen, dass die Kinder während des Ausprobierens und Experimentierens mit den unterschiedlichen Apps so weit wie möglich selbstständig arbeiten.

 

Projektorganisation und Technikbeschaffung:

Zunächst war es nicht so einfach, den geeigneten Kooperationspartner zu finden. Meine ursprünglich anvisierte Altersgruppe waren Sechst- bis Neuntklässler. Ein zunächst gefundenes Gymnasium sagte letztlich ab.
Dann fand sich über einen Kontakt von Piotr die Bötzow Grundschule in Pankow, an der wir beide an deren Projekttagen zwei Gruppen mit jeweils  8 bis 10 Schülern unterrichten können. Darüberhinaus gestaltete sich die Technikbeschaffung teilweise schwierig.
Für die letztendlich vorgesehene Schülergruppe von zehn Kindern an der Bötzow Grundschule
benötige ich 5 iPads. Nach vielen Anfragen bei diversen Tablet-Verleihern, stellte sich recht schnell heraus, dass deren Konditionen entweder zu teuer waren oder sie eine viel zu hohe Kaution erwarteten. Verglichen mit den Preisen zu Musikinstrumenten und Musiktechnik-Verleihern und durch die Internetauftritte der Tablet-Verleiher konnte man feststellen, dass deren Klientel vorwiegend im Business- oder Messebereich angesiedelt ist.
Letztendlich fand sich die Lösung, sowohl im engeren Freundeskreis als auch durch weitere Kontakte auf die benötigte Geräte-Anzahl zu kommen.
Außerdem wurden Kabel und Adapter günstig über ebay ersteigert. Kopfhörer wurden privat zusammengetragen und ein Künstler, der an der Bötzow Grundschule bereits Video-Workshops veranstaltet, stellte uns 9 weitere Kopfhörer zur Verfügung.

 

Projektdurchführung:

Der erste Workshop-Tag begann mit einer Hör-Session, bei der es darum ging, verschiedene Samples aus der Natur von synthetisierten Klangimitationen einer Dschungelatmosphäre zu unterscheiden und anschliessend über die Klänge zu reden. Danach wurden die Kinder in Dreier-Gruppen aufgeteilt. Die erste praktische Aufgabe bestand darin, sich in jeder Gruppe eine kurze Klangszene bzw. ein Klangbild (die von den Kindern selbst gewählten Themen waren Dschungel, Horrorfilm und Krimi) auszudenken und als Gruppe zu performen. Dabei nahmen die Gruppen ihre Klangszenen in den Strom-Sampler auf. Anschliessend bekamen sie Zeit, um sich mit dem Spielen des Stromsamplers und dessen möglichen Klangmanipulationen vertraut zu machen.

P1060025

Zum Schluss dieser Phase spielte am vorne aufgebauten Präsentations-Tisch jeweils ein Kind aus jeder Gruppe mit Kindern aus den anderen Gruppen ein Frage-Antwort-Spiel mit ihren Soundfiles. Dann wechselten die Kinder in ihrer Gruppe, sodass jeder einmal drankam.

In der nächsten Phase nahmen die Gruppen perkussive Klänge mit dem Mund auf, um angelehnt an ein Hiphop-Pattern, deren Bestandteile( Bassdrum, Snare, hihat) zuvor mit Klatsch- und Klopf-Übungen vorgestellt worden waren.
Die Ergebnisse der einzelnen Gruppen wurden wiederum am Präsentations-Tisch über die Speaker vorgespielt:


Da das Editieren und Anordnen einer Soundcollage Ziel der letzten Unterrichtsphase war, erstellten die Gruppen zuerst jeweils eine Minihörspiel-Szene, deren Thema und Gestaltung völlig frei waren. Einzige Vorgaben waren das Vorkommen einer wie auch immer gearteten Dialog-Szene und dass auf einer weiteren Spur selbst erzeugte Musik bzw. Geräusche dazukommen sollten sowie dass die Dauer des ganzen nicht länger als 1 Minute sein sollte. Hier nun das fertige Mini-Hörspiel einer Gruppe:

P1070083
Da mir auffiel, dass bereits beim Aufnehmen der Beatelemente in Imaschine einige Kinder kreativ mit ihrem Brotpapier und Blechdosen experimentiert hatten, entschied ich mich erst kurzfristig dafür, dass sie auch für die abschliessende Samplemonster-Collage die einzelnen Spuren ausschliesslich aus selbst performten Klangperkörpern erstellen sollten. Zur Anregung brachte ich ein kleines Arsenal an klingenden Objekten mit. Jedes Kind nahm eine Spur mit dem selbst gewählten Klangkörper auf, sodass jede Gruppe letztendlich drei Ausgangsspuren für ihre Samplecollage hatte.


In den letzten 60 Minuten feilten die Gruppen selbstständig an ihren Stücken, oft begleitet von gruppeninternen Diskussionen.
Hierbei griff ich nur dann ein, wenn es bestimmte Fragen gab. Am Schluss präsentierte jede Gruppe vor der Klasse die Ergebnisse, in die man hier reinhören kann:

 

FAZIT:

Im Grossen und Ganzen bin ich sehr zufrieden mit dem Verlauf des Samplemonster-Workshops. Für den kurzen Zeitraum haben die Kinder erstaunlich viel gelernt und die Ergebnisse ihrer Gruppenarbeiten sind meines Erachtens sehr schön geworden.
Das Aufteilen in Dreier-Gruppen scheint mir teilweise geeigneter, als wenn z.B. jedes Kind an einem Ipad arbeiten würde, da sich so die Teilnehmer untereinander helfen und weiter austauschen können.
Darüberhinaus war es sinnvoll, zu Beginn nur einzelne Funktionen der Apps vor allen zu erklären und dann erst in der kreativen Gruppenarbeit spezielle Funktionen im kleineren Rahmen zu erörtern bzw. für weitere Fragen Einzelner zur Verfügung zu stehen.
Die Abwechselung zwischen konzeptueller und gestaltender Zusammenarbeit in Gruppen, dem Diskutieren, Editieren und Mischen auf der einen Seite und dem spielerischen Performen und kleinen körperlichen Interludes (das Performen der Klangbilder, das Klatschen eines Hiphopbeats und das Finden und Spielen der Klangkörper für das Samplemonster-Abschlussstück) halfen mir dabei, die Kinder am Ball zu halten und die Thematiken Collagieren und Komponieren mit Samples aus verschiedenen Perspektiven zu beleuchten.
Für eine erste Einführung und in Bezug auf die sehr jungen Teilnehmer eignete sich das Arbeiten mit diversen Apps in verschiedenen kurzen Phasen und zwischem prozessorientiertem und ergebnisorientiertem Arbeiten.
Je nach Vorwissen und Interesse könnte ich anhand der aus diesem Workshop gemachten Erfahrungen die Schwerpunkte für zukünftige SampleMonster-Workshops ändern. Ich kann mir für die Zukunft z.B. gut einen Workshop mit Schwerpunkt Komposition sowie einen anderen Workshop mit Schwerpunkt Improvisation vorstellen.
Obwohl  jeder Unterrichtstag mit einem Timetable auf dem Laptop gut vorbereitet war, entsprach die Zeitplanung nicht immer der Realität. Es wäre für bestimmte Vorhaben, gerade auch für die Gruppenarbeit an den Abschlussstücken, mehr Zeit vonnöten gewesen. Unter anderem deswegen halte ich einen engeren Themenfokus für zukünftige Workshops für notwendig.

 

 

komponiert elektronische und akusmatische Musik, erstellt Sound Designs für Image- und Kurzfilme und unterrichtet privat Musiksoftware und Komposition.


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