Wassermusik – Musik mit Apps

Frauke Hohberger | 14. Juli 2016

Elementare Musikpädagogik mit Naturgeräuschen und modernem Sounddesign, eine zweitägige Musikwerkstatt im Rahmen des Sommercampus der Landeshauptstadt Hannover 2016

Im Vorfeld beschäftige ich mich nochmal mit Definitionen:

Das Elementare beschreibt „das Wesentliche“, also das, was als das Wesen einer Sache innewohnt. Im Mittelpunkt steht demnach „der aus sich bewegte, spielende, sprechende, musizierende, tanzende Mensch. Seine Fähigkeit, aus sich selbst tätig zu werden, zu handeln und zu gestalten, bildet für den Lehrer Anknüpfungs- und Ansatzpunkte, ihm zu individuellen Darstellungsformen zu verhelfen, ihn zu deren schöpferischer Gestaltung anzuregen. […] Dies geschieht unter Beanspruchung aller Sinnes- und Wahrnehmungserkenntnisse des Menschen.“ Elementare Musik ist mit Bewegung, Tanz und Sprache verbunden, alle Mitspieler werden mit einbezogen, sie ist prozesshaft, „kennt keine große Form, keine Architektonik, sie bringt kleine Reihenformen, Ostinati und kleine Rondoformen. Elementare Musik ist erdnah, naturhaft, körperlich, für jeden erlern- und erlebbar.“ (Wikipedia in Auszügen)

Meine Recherche nach Praxisangeboten im Internet ergab, dass elementare musikpädagogische Workshops und Kursangebote überwiegend Kleinstkinder als Zielgruppe haben.
Ich finde kaum Hinweise auf elementare musikalische Aktivitäten von größeren Kindern oder Jugendlichen.
Junge Erwachsene können sich dann  im Studium wieder damit beschäftigen.

Der klassische Weg scheint zu sein: Als Kleinkind spielt man Musik, danach wird ein Instrument gelernt.

Mir stellt sich die Frage: Wo bleibt auch nach dem Kleinkindalter Raum für all das Wesentliche?
Für musikalischen Ausdruck, für künstlerische und selbstbestimmte Tätigkeit, für prozesshaftes und schöpferisches musikalisches Gestalten? Und wie könnte das Angebot dafür aussehen, dass den Raum dafür öffnet und zugänglich macht?

In der zweitägigen Musikwerkstatt im Rahmen des Sommercampus der Landeshauptstadt Hannover – der Mitmach-Uni für junge Forscher_innen ab 6 Jahren – mache ich die Erfahrung, dass das Tablet für diesen „Transfer“ ein nützliches Instrument sein kann.

Ein Werkstattbericht:

In den Freizeitheimen der Landeshauptstadt Hannover sowie an vielen spannenden Exkursionsorten könnt Ihr – wie die Großen – Studienfächer belegen, in denen Ihr erforscht, was Ihr schon immer einmal wissen wolltet. Ihr könnt in verschiedenen Studiengängen Euren Abschluss machen.
2016 sind das: Diplom-ErlebnisforscherIn, Diplom- WasserforscherIn, Diplom-ErfinderIn und Diplom- ReiseforscherIn.“ (Ausschreibung Stadt Hannover)

Ich biete einen Workshop für die „Wasserforscher_innen“ mit kurzem Ausschreibungstext an:

Wassermusik
Wasser bewegt sich, Wasser klingt, Wasser spritzt, fließt und sprudelt.Wir machen uns mit dem iPad auf die Suche nach Wasserquellen in der Umgebung und erstellen aus den aufgenommenen Spuren ganz eigene Wassermusik.

Für Kinder und Jugendliche von 8 – 12 Jahren.

Tag 1: 10-12.00

6 Wasserforscher_innen (3 Mädchen, 3 Jungs, 8-13J.) haben sich angemeldet.
Eine kurze Vorstellungsrunde ergibt, dass sie wenig bis keine Erfahrung im Umgang mit den Tablets haben, und mit Musikapps noch überhaupt nicht gearbeitet haben.
Zur ersten Kontaktaufnahme, zum Einstieg ins Thema und zum Erlernen erster Basisfunktionen am Tablet habe ich Interviewfragen vorbereitet und biete ihnen an ein Interview zu führen und aufzunehmen.
Die TN bilden 2 Teams – eine Jungs- und eine Mädchengruppe – und bekommen pro Gruppe ein Tablet.
Ich öffne die App Audioshare und zeige in wenigen Zügen die Bedienung.
Los geht’s:

Die 7 Wasserfragen
1. Ist Wasser klein oder groß?
2. Was kann Wasser?
3. Für was steht die Abkürzung H20 – nicht die richtige Antwort zählt,
sondern die kreativste/lustigste
4. Ist Wasser laut oder leise?
5. Hat Wasser Geheimnisse? Welche?
6. Wie klingt blau?
7. Wo kommt Wasser in deinem Leben vor und was ist dein Lieblingswasser?

SONY DSC

Interview: Die sieben Wasserfragen

Die Antworten können hier im Soundfile gehört werden:

Dieses Warmup hat alle unverbindlich ins Gespräch gebracht. Sie haben erste Aufnahmefunktionen und Speichervorgänge kennengelernt, haben sich ausgedrückt, sind mit ihrer Stimme konfrontiert, und beide Teams haben gleich selbständig die Trim & Fade Möglichkeiten gefunden und ihre Aufnahmen bearbeitet.
Beim Anhören der Aufnahmen stellen sie fest, dass sie auch auf die Hintergrundgeräusche achten müssen. Beim nächsten Mal: Fenster schliessen, nicht mit dem Stuhl wackeln, oder auf den Tisch klopfen 😉

Das nächste Angebot besteht jetzt darin Wassersounds in der App MadPad und in der App Audioshare aufzunehmen.

Da wir keine natürlichen Wasserquellen in der Nähe haben, müssen wir indoor arbeiten. Es stehen Kübel, Eimer, Kannen, Gläser, Flaschen und Krüge bereit.
Spieltrieb und Forschergeist sind sofort geweckt. Die TN spielen ausgelassen mit Wasser wie sonst eher Kitakinder. Sie plantschen vergnügt, werden ungehemmt klitschnass und entdecken das Element nochmal neu und dabei vordergründig über den Hörsinn.

Und dann komponieren sie selbstständig ihr erstes Stück!
Hier das MadPad Ergebnis des Mädchenteams:


13:00 – 15:00

Ich biete den TN die App Nodebeat an. Ich habe mich für die App entschieden, weil ich sie zum intuitiven Musizieren für geeignet halte, und weil sie mit ihren Sounds das Wasserthema unterstützt.
Die TN brauchen eine Weile, bis sie im Experiment herausgefunden haben wie die App funktioniert und in welcher Beziehung Farben und Formen zueinander stehen. Nach einer kurzen Geduldsprobe sind wieder alle in die Arbeit versunken.

Hier die Komposition vom Jungsteam:

Und hier die Feedbackstimmen zu Tag 1:

Tag 2:

Die TN sind vollzählig und hochmotiviert anwesend.
Ich stelle ihnen die App Boarderlands vor. Jetzt haben sie die Möglichkeit mit all ihren Aufnahmen des ersten Tages musikalisch zu gestalten.
Sie können die Wassersounds, ebenso wie ihre Stimmaufnahmen aus dem Interview und ihre Nodebeatkompositionen in Boarderlands importieren und jetzt alles miteinander mischen, pitchen, im Tempo variieren, überlagern ect.

Ich bin gespannt wie sie diese App, die eine Vielzahl an abstrakten Sounds produziert annehmen, und vermute eher eine Überforderung mit den umfangreichen Klangmöglichkeiten.

Aber so ist es nicht. Vergnügt und hochkonzentriert experimentierten sie in ihren Teams.

Zitate:

„Ja so is geil, so is geil!“ … „Das hört sich an wie Gewitter“ … „Mach den mal weiter da hin“ … „Das ist voll witzig, …ja genau…“
„jetzt gehts nicht, du musst das da hin tun“ … “Ihr vermischt jetzt Klo mit der Stimme…schrecklich“ … „aber es hört sich gar nicht nach Klo an, es hört sich voll nach Meer an“ … “ja stimmt, wenn das Wasser so an den Strand kommt“ … “Und jetzt das Blubbern dazu“ … “Wollen wir nicht mal probieren noch neue Sounds zu machen und von vorne anzufangen???“…

Gesagt, getan. Das Mädchenteam entdeckt das Klavier auf dem Gang und nimmt eigene live gespielte Klavierparts mit dem Tablet auf. Diese weiteren Sounds bearbeiten sie mit den anderen in Boarderlands.
Alle hören, sind ruhig und konzentriert und tauchen regelrecht ein in ihre Klangwelten.

Ihre fertigen aufgenommenen und gemixten Audiospuren nehmen sie jetzt nochmal in Garageband auf, schneiden sie dort zu einem Stück zusammen und nehmen uns mit auf ihre ganz eigene Wasserreise.

Die letzten Minuten der verbleibenden Zeit nutzen wir zur Vorbereitung der Abschlusspräsentation vor Eltern und den anderen Sommercampuskursen.
Es gibt viel Applaus und alle gehen happy nach hause.

Lernziele:

Folgende Apps haben die TN kennen,- & bedienen gelernt:

Audioshare, MadPadBorderlands, Nodebeat, Garageband

Sie haben gelernt zu Hören, zu benennen, und einzuordnen, rhythmisch zu gestalten und einer Komposition eine Struktur mit Intro, Steigerung, Spannung und Schluss zu geben. Sie haben kommuniziert und sich im Team auseinandergesetzt und haben tontechnische Grundlagen wie Aufnehmen, Schneiden, Mischen, Verändern gelernt.

Meine Aufgabe:

Nachdem ich zu Beginn jeder Einheit die nächste Aufgabe oder das nächste Angebot vorgestellt habe und die entsprechende App in wenigen Zügen kurz erklärt hatte, wurde ich kaum mehr gebraucht. Die TN arbeiteten komplett selbstständig. Ich behielt die Uhr im Auge und überwachte die ersten Speichervorgänge.
Die einzige konkrete Frage an mich in den beiden Tagen war: „Kannst du uns bitte helfen, das Jungsklo steht unter Wasser .“ 😉

Wassersounds aufnehmen

Wassersounds aufnehmen

Mein Fazit:

Es hat sehr gut funktioniert, dass sich die TN über das Tablet mit seinen für sie altersgemäßen, herausfordernden und faszinierenden Möglichkeiten ganz elementar mit Musik & Klang beschäftigt haben. Kreativ und aus sich selbst heraus. Selbstständig, motiviert und im Team kommunizierend.

Ein musikalisches Projekt mit umfangreichen Möglichkeiten für den eigenen musikalischen Ausdruck. Beim nächsten Mal gerne länger. In den zwei Tagen waren alle gerade mal angekommen – in der Gruppe, im Medium, bei sich.

Herzlichen Dank an die Lernoase, das FZH Vahrenwald und die Stadt Hannover.

Freie Musikpädagogin.
Schwerpunkte: Rhythmus & Percussion, Songwriting für Kids, Musik mit Apps. Ensembleleitung, Dozentin, Autorin (u.a. Selfie mit Löwenzahn – entdecke die Natur mit Smartphone & Tablet, 2016 Haupt Verlag)
Sie hat den ersten Durchlauf der tAPP-Fortbildung besucht und leitet seit dem verschiedene Appmusikgruppen und Projekte.


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